Freitag, 30. Oktober 2009

Urbane Absonderlichkeiten

Lieber Leser!

Wenn du meinen Blog fleißig verfolgt hast, wirst du sicher auch wissen, was die Berliner so in den Öffentlichen tun: sie stinken, musizieren und viele andere komische Dinge. Vielleicht bist du zu dem Entschluss gekommen, dass die Berliner eh alle verrückt sind. Höchstwahrscheinlich hast du sogar Recht. Man erlebt immer wieder Dinge, die einen sogar als eingefleischten Großstädter aus den Socken hauen:

Heute konnte ich im Großstadtdschungel wieder eine interessante Begegnung machen... diesmal mit einer *hüstel* Schlange.

Nichtsahnend und in Feierabendlaune betrat ich den Bus nach Hause. Das Publikum war bunt gemischt - Mütter mit ihren Kindern, ein paar ältere Herrschaften und die obligatorischen Handwerker in ihrer Arbeitskleidung durften nicht fehlen. Mir gegenüber saß ein unscheinbarer, älterer Herr in weißer Malerkleidung - augenscheinlich war er genauso froh über den Feierabend wie ich. Im Laufe der Fahrt leerte sich der Bus und hinten saßen nur noch der Maler und ich. Da er auf gleicher Höhe und genau in meiner Blickrichtung saß, guckte ich öfters mal rüber und dachte mir nix dabei. Bis... nun ja, mein Blick auf seine Hose fiel. Der Hosenstall war offen, und raus hing.... ja, genau. Ich dachte, ich hätte mich geirrt und guckte unauffällig noch einmal. Tatsache, sein Willy hing dort ganz offensichtlich und wollte augenscheinlich frische Luft schnappen. Au Backe. Wat nu?

War der ältere Herr einfach nur fürchterlich schusselig - ich mein, jeder vergisst mal, den Hosenstall zu schließen (allerdings frag ich mich doch, wo die Unterhose war?)? Wäre es vielleicht angebracht gewesen, ihn darauf aufmerksam zu machen? Aber wie weist man jemanden diskret auf einen solchen Missstand hin? "Entschuldigung, da hängt was bei ihnen?"

Vielleicht war der Herr aber auch einer dieser Kandidaten, der gern mal sein bestes Teil in die Luft hängt, um es bestaunen zu lassen? In dem Fall hätte er sich über meinen Hinweis wahrscheinlich noch gefreut. Ein herzhaftes Lachen und ein "Wenn meiner so klein wär, würd ich den aber nicht rumzeigen" wirkt bei solchen Leuten erfahrungsgemäß Wunder.

Da ich mir leider nicht sicher sein konnte, hab ich den Mund gehalten und aus dem Fenster geguckt. Spätestens draußen würde er es auch sicher von selbst bemerken, immerhin war es ja ziemlich kalt. Irgendwie wars mir auch etwas peinlich- ich bin ja nicht prüde, aber ich bestimme schon gern selbst, wann ich so etwas sehen möchte. Und das ist definitiv nicht kurz nach Feierabend im Bus. Inständig hoffte ich, dass er vor mir aussteigen möge, sonst hätte ich ihn und seinen besten Freund im Vorbeigehen unweigerlich noch mal im Blickfeld gehabt. Aber was für ein Glück - genau eine Station vor mir musste er raus. Natürlich konnte ich mir da einen neugierigen Blick nicht verkneifen. Aber scheinbar hatte er entweder Willy schon von seinem Ausflug zurückgeholt oder er war schlicht und ergreifend kälteresistent - er ging ganz ungerührt die Straße entlang und verschwand aus meinem Blickfeld. So was.

Nun ja, sollte ich ihn in Begleitung von Willy das nächste Mal antreffen, weiß ich, woran ich bin und was ich zu tun hab. Erwähnte ich schon, dass ich Stahlkappen in meinen Arbeitsschuhen habe? ^^

Immer noch etwas perplexe Grüße,

Eure Urs

Dienstag, 20. Oktober 2009

Keiner mag den Vorarbeiter....

... und der Vorarbeiter, das bin ich. Na ja, zumindest der stellvertretende. Wie ihr vielleicht wisst, wurde ich befördert, wenn auch nicht zur Freude aller Beteiligten.

Manche Leute können nicht verknusen, wenn eine Person, die kürzer im Betrieb arbeitet als sie selbst, plötzlich höher steht. Besonders, wenn diese Person auch noch mit einem tollen Satz Doppel-X-Chromosomen ausgestattet ist, sprich eine Frau ist. Unseren Serben hat das anscheinend ziemlich mitgenommen. Auf die Ankündigung, dass er fortan auf mich zu hören hätte, reagierte er mit heftigem Gekauderwelsche: "Wie lange sie hier arbeiten? Immer macht Probleme!" Oh, schuldig im Sinne der Anklage - wenn Probleme machen bedeutet, die Kollegen von allzu verfrühtem Feierabend abzuhalten. Klar, dass sie damit Probleme haben - immerhin kriegen die Herrschaften schon ab 12 Heimweh.

Ich freu mich selbst über verfrühten Feierabend, klar, ich mein, man hat ja noch ein Leben nach der Arbeit. Aber für mich sieht der Feierabend optimalerweise so aus, dass mein Chef mir auf die Schulter klopft und sagt: "Das haste dir verdient" und nicht, dass man die Hälfte liegen lässt, in der Hoffnung, dass es keiner merkt. Ich hab mir definitiv nicht ausgedacht, dass es für alle Pflicht ist, bis zum Schluss zu bleiben. Nö. Ich hab auch keinen Spaß dran, meine Kollegen zu kontrollieren. Aber scheinbar hat die Chefetage beschlossen, dass die Arbeitsmoral der Truppe es nötig macht. Und der undankbare Job blieb an mir hängen.

Gestern hab ich mich schon unbeliebt gemacht, indem ich den Chef fragte, was noch zu tun ist und er - oh Schreck - wirklich noch was für uns zu tun hatte (der Kollege wollte einfach gehen). Okay, für eine Stunde ARbeit noch rumfahren zu müssen, fand ich auch doof, aber wir werden dafür bezahlt und in dieser Zeit gehören unsere Ärsche der Firma. So einfach ist das.
Heute musste ich alleine arbeiten und bekam die Anweisung, hinterher zu den Kollegen zu fahren, um zu gucken, wie die ARbeit läuft. Und ob sie überhaupt noch läuft. Die Sorge meines Chefs war berechtigt, denn um kurz nach eins stand die Truppe gehfertig vor mir. Oh, und wieder den Feierabend versaut. Der Serbe rastete völlig aus und sagte, er wolle mir jetzt nicht mehr Hallo sagen: "Das wollen WIR nicht mehr" - ah, okay. Der Rest der Truppe hat mich allerdings artig gegrüßt, wenn auch mit ziemlich grantigen Gesichtern. Er wäre der Auffassung, ich würde aus Spaß kontrollieren. Ja, genau. Dann fing er noch an, anzügliche Bemerkungen zu machen, die allerdings keiner so genau verstanden hat. Besser ist das auch für ihn. Naja, wenigstens er hatte Spaß dabei *lol*.

Unser etwas nörgeliger Kollege war übrigens heut als Kontrastprogramm ausgesprochen nett zu mir.

Was ich besonders geil finde: diese drei Personen stehen auf der Abschussliste der Firma, die nur auf einen Fehltritt wartet. Die scheinen gar nicht zu raffen, dass ich dafür sorge, dass sie ihre Jobs behalten. Scheinbar sind die Jungs nie der Pubertät entwachsen und verstehen gar nicht den Sinn hinter den Vorschriften. Immerhin hängt auch mein Job dran.

Scheinbar sind die Herren im Kindergarten gar nicht so verkehrt. Vielleicht lernen sie dort noch was fürs Leben XD

Heutiger Lichtblick: heute im Flur kam ein kleines Mädchen auf mich zu - augenscheinlich ein Integrationskind - und lachte mich an. Ich kniete mich hin, um ihr Hallo zu sagen und das kleine Mädchen kam angerannt und knuddelte mich einfach so ganz lange. Wir hatten uns vorher nie gesehen. War irgendwie total rührend und ich hab mich den ganzen Tag darüber freuen können. Sagte ich schon, dass ich die Kinder auf der Arbeit liebe?

Ich meine natürlich die kleinen - nicht die großen ;-)

Etwas geschaffte und genervte Grüße,

Urs

Dienstag, 13. Oktober 2009

Gar schwülstig Geschwafel

Hallo, liebe Leser!

Der Eine oder Andere, der sich unter Heiden, Reenactors, Rollenspielern oder ähnlich verrückten Leuten bewegt, wird es sicher schon mal mitbekommen haben: einige Exemplare dieser eben genannten Spezies scheinen es nicht wirklich begriffen zu haben, dass wir im Jahre 2009 leben - oder wollen es einfach nicht. Sie sprechen konsequent so, wie man vor 1000 Jahren oder früher gesprochen hat - oder viel mehr das, was sie dafür halten. Manchmal ist es einfach zum Davonlaufen.

Ich gebe zu, manchmal bin ich etwas phantasielos: Ich hab schon auf dem Mittelaltermarkt Probleme mit diesem "Marktsprech". Ich möchte keine "gar wundersamen Kräutelein für der Silberlinge drei" - nein, ich möchte meine Teemischung und dafür bekommt ihr 3 Euros. So einfach ist das. Auch beim Rollenspiel war ich oft der Spielverderber, weil ich mich an diese merkwürdigen Ausdrucksweisen einfach nicht gewöhnen konnte. Warum ne umständliche Grußformel, wenn ein schlichtes "Tach" genauso ausreicht? Ähm ja, wie gesagt, das mag man meinem schlichten Gemüt zuschreiben - es ist einfach nicht meine Welt. Im Grunde ist es auch okay, solange es den Leuten Spaß macht und sie zwischen Spiel und Realität unterscheiden können.

Manche können das leider nicht, das fällt mir gerade in der Heidenszene auf. Die Leute reden in normalen Gesprächen teilweise dermaßen schwülstig daher, dass ich manchmal arge Probleme habe, diese Leute ernst zu nehmen. Aber warum? Realitätsflucht? Oder ist man dadurch authentischer oder gar heidnischer? Will man damit zeigen, wie nah man den alten Werten und seinen hochwerten Ahnen ist? Ich bezweifel wirklich stark, dass man damals bei jeder sich bietenden Gelegenheit "Bei Odins Bart!" oder "Bei Thor" gesagt oder in ähnlicher Manier weihevoll vor sich hinschwadroniert hat.

Ich mag schöne alte Segenssprüche und ähnliches, aber manchmal habe ich echt das Gefühl, mein Gegenüber benutzt einen heidnischen Geschwurbel-Generator. Sollte es diesen noch nicht geben, müsste man einen solchen glatt erfinden - als Leckerli für unsere sentimentalen heidnischen Mitmenschen.

Auf Knopfdruck bekommt man einen bombastischen Satzwust, der bestimmt jedem Mitheiden die Tränen in die Augen treibt (aus Verzückung oder Verzweiflung sei mal dahingestellt). Wahlweise erhältlich mit den Ahnen, irgendwelchen Schwertern, Blut, Odin, Thor (gern auch seinem Hammer) oder Tyr, hochheiligem Zorn, den Nornen (oder deren Fäden *hüstel*), dem Schicksal, Walhall und ähnlichen Größen, malerisch gepaart mit oh!s, ah!s, ha!s und diversen Konjunktiven. Dies wahlweise als Schwur, Drohung oder einfach als fröhliche Bemerkung mittendrin. Geschwurbel to go quasi ^^

Aber nochmal Scherz beiseite, ich frag mich, wie diese Leute außerhalb des Internets reden? "Möge Thors Blitz dich für dein Falschparken strafen, du Neiding!" Oder wie will man so bei einem Vorstellungsgespräch überzeugen? Dem Chef sagen: "Der allgewaltige Odin führt meinen Schwertarm. Ha! Wir werden siegreich sein, oder von seinen Walküren nach Walhall geleitet werden!" Kommt sicher gut, wenn man sich als Buchhalter oder ähnliches vorstellt.

Oft sind die mit dem größten Bombast sowieso diejenigen mit der wenigsten Ahnung, aber das nur am Rande.

Wie schauts denn bei euch aus? Stört euch sowas? Oder ist euch das relativ egal? Habt ihr mit solchen Leuten auch schon Erfahrungen gemacht - oder seid ihr gar selbst solche Schwurbler (nun denn, fasset euch ein Herz und berichtet ^^)? Auch wenn ihr der Meinung seid, dass die alte Urs in dem Fall nur wieder etwas mufflig ist und keinen Sinn dafür hat, könnt ihrs gern hier loswerden.

Ich bin schon ganz gespannt :-)

Fröhliche Feierabendgrüße,

Urs

Samstag, 3. Oktober 2009

Wenn der Amtsschimmel wiehert...

Neulich erst hatten wir in einem Forum das Gespräch über die manchmal erschreckende Inkompetenz und Unfreundlichkeit in den deutschen Ämtern. Ich lobte das Jugendamt Berlin für einen sehr zuvorkommenden Service. Leider etwas zu früh...

Rückblick:
Ich war beim JA, um die Betreuungszeit für Ragnar aufzustocken, rückwirkend vom 1.9. Leider hatte ich meinen Arbeitsvertrag erst in der zweiten Septemberwoche bekommen und stand gleich am nächsten Tag damit auf der Matte. Die Mitarbeiter waren in der Tat sehr freundlich und zuvorkommend und ich war froh, das erledigt zu haben. Ich bekam noch einen Antrag mit, den ich dann "einfach nur ausgefüllt beim Pförtner einwerfen" sollte. Das, muss ich allerdings gestehen, dauerte etwas. Mann krank, Kind krank und ich gerade in der Eingewöhnungsphase. Nun ja, man sagte mir, man könne der Tagesmutter das Geld rückwirkend gewähren, wenn man den Bedarf nachweisen könne (und nix da von wegen Eile). Klar, konnte ich, stand ja auch alles auf meinem Arbeitsvertrag. Also gab ich den Antrag nix ahnend beim Pförtner ab (knappe 2 Wochen später, allerdings hatte ich mich dafür nochmal explizit entschuldigt) und wartete auf den Bescheid.

Ein paar Tage später rief meine Tagesmutter bei mir auf der Arbeit an. Ziemlich sauer, was ich angesichts dessen, was sie mir erzählte, mehr als nachvollziehen kann. Der Bearbeiter sagte ihr, dass meine Unterlagen unvollständig seien, mein Arbeitsvertrag würde fehlen (wir erinnern uns, extra dafür bin ich zuvor da gewesen!), dazu noch der meines Lebensgefährten (die Bearbeiterin hatte nix dergleichen erwähnt) und sie würde also für September kein Geld bekommen. Für den Oktober auch nur, wenn wir die Unterlagen heut noch vorlegen würden. Natürlich boten wir ihr an, das aus eigener Tasche zu bezahlen. Sie hat ihre Arbeit erledigt und bekommt ihr Geld, das ist ja sonnenklar. Obwohl 90 Tacken ziemlich weh getan hätten, wenn ich ehrlich bin.

Nun ja, zum Feierabend rief ich den Bearbeiter gleich mal an. Ich war ziemlich stinkig, weil ich mir keiner Schuld bewusst war und mich veräppelt fühlte. Ebenso der gute Mann. Er wisse von nix und die Unterlagen wären nicht da. Ich beschrieb ihm die Situation und irgendwann wurde das Gespräch zwar freundlicher, aber trotzdem sehr unbefriedigend. "Kulanterweise" würde er "den Oktober gerade noch mal so übernehmen", nicht jedoch den September. Wutschnaubend schnappte ich mir Mann und Kind und fuhr mit den Unterlagen hin. Die Bearbeiterin in der Spätschicht war schon informiert (na ja, wahrscheinlich dahingehend instruiert, keine Diskussion mit mir anzufangen) und nahm die Sachen entgegen. Irgendwie kamen wir dann trotzdem aufs Thema und es kam heraus, dass die Bearbeiterin, der ich das damals gezeigt hatte, nur als Vertretung dort war. Mit einem doofen Gefühl fuhr ich nach Hause. Ich hasse das, wenn Sachen sich nicht klären lassen. Ich überlegte mir schon die nächsten Schritte.

Zum Glück kam am nächsten Morgen ein Anruf. Der Herr Bearbeiter verkündete uns, dass er "auuuuusnahmsweise" doch alles übernehmen würde. Seine Vertretung konnte sich an rein gar nix mehr erinnern. In dubio pro reo. Ja, toll. Jetzt denkt ihr sicher, dass ich tierisch froh bin, dass ich nix zahlen muss, hm?
Ja, bin ich. Für meine Tagesmutter, dass sie keine Scherereien mehr hat. Und für Ragnar, dass er doch früher seine neue Matratze bekommt. Ich persönlich bin stinkesauer, dass man uns wegen der Vergesslichkeit von Angestellten und diversen anderen (W)Irrnissen als schlampige Idioten darstellt und wir auch noch dafür zahlen sollten. Find ich k...äse!

Nu ja, mal davon abgesehen gehts uns allen prima, mal abgesehen vom chronischen Zeit- und Schlafmangel. Doch davon später vielleicht mehr.

Ich wünsch euch ein schönes Restwochenende!

Liebe Grüße,

Urs