Donnerstag, 17. September 2009

Bumfights

Boah, dass hinter den Bettlern in der U-Bahn manchmal eine Mafia steckt, das weiß man ja. Aber dass die Herrschaften jetzt dort auch schon ihre Kriege führen... unglaublich.

Gerade passiert: ich sitze nichtsahnend und fröhlich vor mich hintelefonierend in der U-Bahn, da wurde unser Gespräch jäh unterbrochen. Die Tür öffnete sich und das Unglück schickte seine Vorboten: eine Musikkapelle in Form von zwei Männern mit Saxophon und Akkordeon. Wer nicht gerade in der Großstadt wohnt, wird denken: oh, wie nett - musikalische Untermalung in den Öffentlichen. Nein, es ist nicht nett. Es ist einfach nur nervig, wenn man kaum eine Fahrt machen kann, ohne ungefragt Input von irgendwelchen mehr oder weniger (meistens leider weniger)guten Musikanten zu bekommen. Hinterher wird dann der Becher hingehalten und ich glaub, die Leute zahlen nur, weil sie froh über den Abgang der Leute sind.

Wie auch immer, ich unternahm noch den vergeblichen Versuch, das Telefonat zu Ende zu führen, leider ging die Stimme meines Gegenübers im blechernen Klang des Saxophons unter und ich legte entnervt auf. Die Tür öffnete sich erneut und als sie sich wieder schloss, erhob sich eine weitere Stimme. Ein Mann bettelte um Almosen und versuchte, das Musikantenstadl zu übertönen, um uns seine traurige Geschichte zu unterbreiten. Im Abteil herrschte ein Geräuschpegel fast wie auf dem Oktoberfest. Als die Musik endlich zu Ende war, gingen alle mit ihrem Becher auf Tour. Da ich eigentlich immer gerne gebe, wenn ich sehe, dass wirklich Bedarf da ist, wollte ich dem Mann mit der traurigen Geschichte ein bisschen Kleingeld in den Becher werfen. Nu ja, immerhin war er mir auch sympathischer, da er mein Telefonat nicht unterbrochen hatte.

Aber was passierte? Mit einem Satz war der eben noch fröhliche Musikant mit einem sehr unfröhlichen Gesichtsausdruck zur Stelle, um mir seinerseits seinen Becher unter die Nase zu halten, was dem anderen Herren überhauptnicht passte. Sofort war eine hitzige Diskussion im Gange und die beiden Kontrahenten schrien lautstark aufeinander ein, ohne jedoch den Becher einen millimeterbreit aus meinem Spenderadius zu nehmen. Dilemma, Dilemma. Ich muss geguckt haben wie ein Auto. Die umstehenden feixten und ich war langsam genervt, nicht nur, weil ich gleich aussteigen musste. Eigentlich, so fiel es mir nachher ein, hätte ich den Streithähnen aus Prinzip nix geben dürfen. Naja, ich habs getan, aber nicht, ohne vorher mein Missfallen zu äußern. Weil so gehts ja nun echt nicht.

Natürlich hat jeder das Recht, seine Mitmenschen auf Kohle anzuhauen. Nur irgendwann verliert man echt die Lust, überhaupt was zu geben. Diese Penetranz ist unglaublich und solche Leute sind dann daran Schuld, wenn wirklich Bedürftige Leute leer ausgehen. Schämt euch was, ihr Aasgeier.

Genervte Grüße,

Urs

Mittwoch, 16. September 2009

Versetzungsgefährdet...

... ja, das drückt es gut aus.

Ärger auf der Arbeit, Klappe, die zigtausendste. Und man beachte bitte, wie kurz ich erst dort bin. Boah Leute, fragt mich nicht, warum ich noch keinen Schreikrampf bekommen habe. Momentan ist mir echt schwer danach. Es ist auch nicht die Arbeit selbst, die liebe ich nach wie vor heiß und innig. Es sind, wie immer, die Kollegen.

Nachdem ich mich zuletzt so geärgert hatte - siehe vorherigen Post - bin ich zu meinem Vorarbeiter gegangen, der mich ohne großes Trara mit in seine Gruppe steckte. Am Freitag musste ich noch einen Tag ganz allein arbeiten, da der eine Kollege beim Arzt war. War auch ganz nett. Man konnte Musik hören, gemütlich vor sich hinfegen und bekam sogar früher Feierabend, weil ich so fleißig war. Lieber Chef, wenn du das liest: natürlich habe ich bis zum offiziellen Zapfenstreich durchgearbeitet ;-D

Am Montag hatte ich dann meinen ersten Tag beim Chef. Boah, wir bekamen Kaffee und sogar Mittagessen. Die Kollegen waren alle nett, unterhaltsam und rochen normal, alle waren fleißig und die Arbeit war toll. Ja. Bis dann gestern ein Anruf kam: ein Kollege hatte sich so dermaßen daneben benommen, dass er aus der Filiale geschmissen wurde. Und ratet mal, wer jetzt für ihn einspringen darf? Ja, genau... zur Belohnung für sein besch...eidenes Verhalten kriegt er jetzt meinen gemütlichen Arbeitsplatz.

Nu ja, wenigstens hab ich jetzt die netteste Kollegin: mich, hehe. Bis Ende des Monats darf/muss/kann ich noch alleine arbeiten. Scheinbar hab ich nen guten Eindruck hinterlassen. Chef und Kollege sagten mir, dass sie mich jetzt schon vermissen und mich so bald wie möglich wieder haben wollen *lach*. Jaja, ich euch auch ^^

Heute, an meinem ersten Tag ging es erst gut los und dann drunter und drüber. Seit heute weiß ich, wie man die Pumpe zum Rasensprengen installiert, wie schwer knappe 50 Meter Schlauch sein können, was Dichtungsringe sind - und dass unsere Dichtungsringe nicht passen. Schöne Bescherung. Nicht nur die Pflanzen wurden nass, sondern auch noch der halbe Hof plus meiner Wenigkeit. Plus, dass ich noch tierisch dreckig wurde und in der Bahn angegafft wurde, als würde ich gleich den Bettelbecher rausholen. Ich hatte jedenfalls viel Platz um mich rum.

Meine erste Amtshandlung zu Hause war erstmal ein heißes Bad. Allein in der Nase hatte ich die gefühlte Hälfte des Sandkastens und sogar auf dem Rücken war eine richtig gruselige Schicht Sand. Das Zeug ist so hartnäckig, dass ich manchmal sogar mit ner Bürste ran muss, um wieder porentief rein zu werden.

Am liebsten würde ich gleich ins Bett fallen. Allerdings gibt es da ja noch eine Familie, die bekocht werden will und Arbeitsklamotten, die wieder als solche erkenntlich gemacht werden wollen.

Ich brauch jetzt erstmal ne große Portion Baklava. Das ist das Gute an meiner Arbeit: ich darf jetzt wieder öfter! Und ich finde, heut hab ichs mir so richtig verdient.

Euch auch allen nen schönen Feierabend!

LG,

Urs

Donnerstag, 10. September 2009

Ich bin nich mehr dein Freund....

... und kauf dir auch kein' Lutschaaaaaaa....

So oder ähnlich hör ich es in letzter Zeit oft. Wie einige von euch wissen, habe ich seit dem 1. 9. einen neuen Job. Ich arbeite als Garten-Landschaftsbau-Helferin in einem Kindergarten. Ich liebe meine Arbeit. Ja, wirklich. Ursprünglich wollte ich ja ein Halbtagsplatz auf einem Tierfriedhof machen, aber durch die Initiative einer netten Bearbeiterin bekam ich eine(leider befristete) Vollzeitstelle zugeteilt - sogar bezahlt, zwar nicht gut, aber immerhin. Beim Vorstellungsgespräch war ich noch überzeugt, dass ich die Stelle sicher hätte und redete mit Chef und Vorarbeiter ganz locker und flapsig in klassisch-ursischer Manier ("Wie, Sie wollen meine Zeugnisse nicht sehen? Na hörnse mal, wofür hab ich mich da eigentlich so abgeschleppt?!"). Es stellte sich heraus, dass ich noch Mitbewerber hatte. War mir das peinlich. Aber scheinbar hat es den beiden nix ausgemacht und ich hatte den Job.

Angefangen hat alles ganz klassisch: kurz vor meinem Einführungstag wurde ich nochmal so richtig krank und schleppte mich dann mit Husten, Fieber und ziemlich tauben Ohren dorthin und musste am nächsten Tag auch noch etwas kränklich arbeiten. Aber das macht man ja gern.

Nachdem ich jetzt eine Woche mit meinen zwei Kollegen zusammengearbeitet habe, kann ich nur sagen: Hilfe.
Einer fauler als der andere, wobei der eine ständig riecht wie eine Destille und ich mich jedes Mal aufs Neue wundern muss, wie er noch geradeaus laufen kann (wir erinnern uns: Kindergarten). Der andere glänzt primär durch ein großes Maul und versucht ständig den Chef raushängen zu lassen. Er ist Serbe und versteht gerade DANN kein Deutsch, wenns mal unangenehm für ihn wird. Die Wörter Mittagspause und Feierabend versteht er aber blendend, kann ich euch sagen.
Ständig steht er hinter mir und versucht mir sogar für die einfachsten Dinge Anweisungen zu geben. Ich kann euch versichern, dass ich einen Raum mit Folie auslegen und abkleben kann, ohne dass hinter mir ständig jemand sagt: "Ja, sehr schön..." - genauso wie ich einen Baumarkt finde, wenn mir jemand den Weg beschreibt. Aber zwecklos, er wollte mit - was man nicht alles tut, um nicht arbeiten zu müssen. Argh. Die beiden kriegen übrigens schon ab 12 Heimweh und fangen dann an, ihre Sachen zu packen, obwohl es bereits ordentlich Ärger gab und die beiden schon auf der Abschussliste stehen. "Ist ja nix mehr zu tun..." - wenn ich mich dann aber anbiete, fragen zu gehen, werden die beiden Herren fast schon hysterisch. Als ich vorgestern Anschiss für die Faulheit der beiden Herren kassiert hab, ist mir dann der Kragen geplatzt. Hallo? Immerhin gefährden die Herren wissentlich meinen Arbeitsplatz...

Das Ende vom Lied: ich werde versetzt und muss dafür eine Std früher raus, sprich viertel nach vier. Aber das isses mir wert. Ich darf mit meinem Vorarbeiter arbeiten, der vernünftigste und netteste von allen, die ich bei dem Haufen bis jetzt kennen lernen durfte. Morgen darf ich sogar einen Kindergarten ganz alleine handlen. Schön, dass sie mir das zutrauen, das freut mich ehrlich.

Mein letzter Arbeitstag in dieser Filiale war allerdings schön. Die Kinder waren süß wie immer (unser Serbe jagt die immer weg, deswegen kommen die zu mir,hehe) und bald war ich umringt von einem Pulk Steppkes, die mir unbedingt helfen wollten, den Zaun abzuschleifen. Also hab ich Sandpapier verteilt und alle waren froh - sogar der Erzieher, der mal n paar Minuten Ruhe hatte. Das Wetter war richtig toll und ich hab mir um diese Jahreszeit noch nen Sonnenbrand geholt. Mein serbischer Kollege brauchte 2 Stunden, um die Blumen zu gießen und wollte nicht mitschleifen, weil das Sandpapier seinen Ansprüchen nicht genügte und dachte anscheinend wirklich, er könne nach Hause gehen. Der andere war rechtschaffen verzweifelt, wie er es mit der faulen Socke aushalten sollte. Ein "trink ihn dir schön" konnte ich mir gerade so verkneifen - ein schadenfrohes Grinsen allerdings nicht. Er tat mir allerdings wirklich etwas Leid, weil rein persönlich war er eigentlich okay und konnte sogar recht arbeitsam sein, wenn er wollte.

Ich bin dermaßen gespannt, was noch so auf mich zukommt. In meiner neuen Filiale werd ich noch mehr mit Kindern zu tun haben als jetzt schon. Das freut mich total. Und Arbeit soll auch immer en masse vorhanden sein, sogar Steine setzen sollen wir lernen. Momentan hab ich i-wie das Spongegbob-Syndrom: ich freue mich so richtig auf die Arbeit und hab selbst morgens um sechs schon gute Laune *lach*.

An dieser STelle möchte ich auch Grüße an die dalassen, die ich in letzter Zeit schmählich vernachlässigt habe. Tut mir ehrlich leid, ich hab momentan einfach zuviel um die Ohren und schlaf abends manchmal schon um halb zehn einfach ein. Nein, ich hab euch nicht vergessen. Danke für all die lieben Mails und PNs - ich werde sie beantworten, wenn ich wieder die Zeit und den Kopf dazu habe. Danke für eure Geduld.

Arbeitsame *ich bin bereiiiit*-Grüße,

Eure Urs