Dienstag, 20. Oktober 2009

Keiner mag den Vorarbeiter....

... und der Vorarbeiter, das bin ich. Na ja, zumindest der stellvertretende. Wie ihr vielleicht wisst, wurde ich befördert, wenn auch nicht zur Freude aller Beteiligten.

Manche Leute können nicht verknusen, wenn eine Person, die kürzer im Betrieb arbeitet als sie selbst, plötzlich höher steht. Besonders, wenn diese Person auch noch mit einem tollen Satz Doppel-X-Chromosomen ausgestattet ist, sprich eine Frau ist. Unseren Serben hat das anscheinend ziemlich mitgenommen. Auf die Ankündigung, dass er fortan auf mich zu hören hätte, reagierte er mit heftigem Gekauderwelsche: "Wie lange sie hier arbeiten? Immer macht Probleme!" Oh, schuldig im Sinne der Anklage - wenn Probleme machen bedeutet, die Kollegen von allzu verfrühtem Feierabend abzuhalten. Klar, dass sie damit Probleme haben - immerhin kriegen die Herrschaften schon ab 12 Heimweh.

Ich freu mich selbst über verfrühten Feierabend, klar, ich mein, man hat ja noch ein Leben nach der Arbeit. Aber für mich sieht der Feierabend optimalerweise so aus, dass mein Chef mir auf die Schulter klopft und sagt: "Das haste dir verdient" und nicht, dass man die Hälfte liegen lässt, in der Hoffnung, dass es keiner merkt. Ich hab mir definitiv nicht ausgedacht, dass es für alle Pflicht ist, bis zum Schluss zu bleiben. Nö. Ich hab auch keinen Spaß dran, meine Kollegen zu kontrollieren. Aber scheinbar hat die Chefetage beschlossen, dass die Arbeitsmoral der Truppe es nötig macht. Und der undankbare Job blieb an mir hängen.

Gestern hab ich mich schon unbeliebt gemacht, indem ich den Chef fragte, was noch zu tun ist und er - oh Schreck - wirklich noch was für uns zu tun hatte (der Kollege wollte einfach gehen). Okay, für eine Stunde ARbeit noch rumfahren zu müssen, fand ich auch doof, aber wir werden dafür bezahlt und in dieser Zeit gehören unsere Ärsche der Firma. So einfach ist das.
Heute musste ich alleine arbeiten und bekam die Anweisung, hinterher zu den Kollegen zu fahren, um zu gucken, wie die ARbeit läuft. Und ob sie überhaupt noch läuft. Die Sorge meines Chefs war berechtigt, denn um kurz nach eins stand die Truppe gehfertig vor mir. Oh, und wieder den Feierabend versaut. Der Serbe rastete völlig aus und sagte, er wolle mir jetzt nicht mehr Hallo sagen: "Das wollen WIR nicht mehr" - ah, okay. Der Rest der Truppe hat mich allerdings artig gegrüßt, wenn auch mit ziemlich grantigen Gesichtern. Er wäre der Auffassung, ich würde aus Spaß kontrollieren. Ja, genau. Dann fing er noch an, anzügliche Bemerkungen zu machen, die allerdings keiner so genau verstanden hat. Besser ist das auch für ihn. Naja, wenigstens er hatte Spaß dabei *lol*.

Unser etwas nörgeliger Kollege war übrigens heut als Kontrastprogramm ausgesprochen nett zu mir.

Was ich besonders geil finde: diese drei Personen stehen auf der Abschussliste der Firma, die nur auf einen Fehltritt wartet. Die scheinen gar nicht zu raffen, dass ich dafür sorge, dass sie ihre Jobs behalten. Scheinbar sind die Jungs nie der Pubertät entwachsen und verstehen gar nicht den Sinn hinter den Vorschriften. Immerhin hängt auch mein Job dran.

Scheinbar sind die Herren im Kindergarten gar nicht so verkehrt. Vielleicht lernen sie dort noch was fürs Leben XD

Heutiger Lichtblick: heute im Flur kam ein kleines Mädchen auf mich zu - augenscheinlich ein Integrationskind - und lachte mich an. Ich kniete mich hin, um ihr Hallo zu sagen und das kleine Mädchen kam angerannt und knuddelte mich einfach so ganz lange. Wir hatten uns vorher nie gesehen. War irgendwie total rührend und ich hab mich den ganzen Tag darüber freuen können. Sagte ich schon, dass ich die Kinder auf der Arbeit liebe?

Ich meine natürlich die kleinen - nicht die großen ;-)

Etwas geschaffte und genervte Grüße,

Urs

3 Kommentare:

  1. Komisch ists in der heutigen Zeit. Niemand will arbeitslos werden aber dafür was tun? Nö.

    Ich plädiere für Bezahlung nach Leistung. Funktioniert wunderbar. Da bleibt man gerne etwas länger.

    Sie mal das positive an deinem Posten: Man vertraut dir und traut dir die Aufgabe zu. Vielleicht hast du auch einfach beim Chef ein Stein im Brett.

    Grüne GRüße
    Kai

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  2. Als Frau in eine Männergruppe zu kommen und dann auch noch die Jüngste zu sein oder am wenigsten Berufserfahrung zu haben... Superhart. Kenne ich. Macht keinen Spaß. Aber: Es trennen sich Spreu und Weizen, wenn Du fachlich gut bist, denn dann werden die wirklich guten Kollegen Dich respektieren, ob Du ihnen sympathisch bist oder nicht. Und das ist dann ein echtes Kompliment. (Ich hab´s auch grad mit einem felsenharten Frauenhasser geschafft. Ich werde von allen anderen dafür aufgezogen, aber der Kerl ist netter zu mir als zu manch jahrelangem Kollegen. :D )

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  3. 2woelfe hat es eigentlich schon vorweg genommen, harte Bedingungen aber du stehst deine Frau. Respekt.

    Lass dir von diesen grossen Kindern nicht zu sehr die Nerven fressen und gönne dir hin und wieder etwas Gutes. Dann kann nichts schiefgehen.

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